Produkt_KnowHow_Schutz.pdf

(758 KB) Pobierz
Wirtschaftsgrundschutz
Baustein PD1 Produkt- und Know-how-Schutz
1
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Relevanzentscheidung
für diesen Baustein
Kontakt zu Externen:
Betreibt die Institution einen (inten-
siven) Wissens- und Informationsaustausch mit externen
Partnern (Kunden, Lieferanten, Wettbewerbern, externen
Dienstleistern)?
Länderrisiken:
Hat die Institution Geschäftssitze in Ländern
oder Regionen mit erhöhter Produktpirateriegefahr oder
betreibt die Institution Geschäftsbeziehungen zu Partnern
aus solchen Ländern?
Kritisches Know-how:
Verfügt die Institution über Wissen
und Informationen, die mit Wettbewerbsvorteilen verbun-
den sind?
Finanzielle Auswirkungen:
Sind als Folge eines potentiellen
Angriffs schwerwiegende finanzielle Folgen zu erwarten?
Vorgeschichte:
Ist die Institution in der Vergangenheit
bereits Opfer von Produktpiraterieangriffen gewesen?
Mitarbeiterprofil:
Beschäftigt die Institution Mitarbeiter
zeitlich beschränkt (z. B. Leiharbeiter, Praktikanten)?
Dieser Baustein hat insbesondere im Kontext von Produktpiraterie
eine sehr hohe Relevanz. Der Begriff „Produktpiraterie“ wird hier
sowohl
für
Plagiate als auch
für
Fälschungen
verwendet.
Plagiate
ahmen nach,
bei
Fälschungen
wird ein
Produkt mit
einer
fremden
Urheberschaft gekennzeichnet,
wie z. B. bei Markenpiraterie. Für
betroffene Institutionen, deren Produkte oder Marken kopiert oder
gefälscht werden
1
, geht
Produktpiraterie weltweit mit gravierenden
1
Begriff Produktpiraterie
Vergleiche Baustein ÜA4 Krisenmanagement.
1
1. Relevanzentscheidung für diesen Baustein
wirtschaftlichen Auswirkungen
einher. Dazu zählen insbesondere
die folgenden:
direkt entgangene Umsätze bzw. Gewinne
Imageschädigung durch minderwertige Piraterieprodukte
Haftungsklagen gegen die Originalhersteller
Plagiate werden häufig in vollem Bewusstsein erworben, wobei sich
die Kunden der Nachteile bewusst sind. Der Käufer profitiert jedoch
nur auf den ersten Blick von Plagiaten und Fälschungen. Diese kön-
nen zwar meist günstiger erworben werden, aber dafür sind häufig
Abstriche bei Garantie und Haftung des Herstellers
hinzunehmen
sowie bei der
Qualität,
was
Folgekosten und
sogar
Gefahren für Leib
und Leben
verursachen kann. Besonders kritisch für den Kunden
ist der unbewusste Erwerb von Plagiaten. Aufgrund des gestiegenen
Organisationsgrads der Fälscher und der hohen Gewinne, die mit
Piraterieprodukten erzielt werden können, ist die
Gefahr verhältnis-
mäßig groß.
In einer Studie des VDMA von 2016 gaben mehr als zwei
Drittel aller befragten Institutionen an, von Produktpiraterie betroffen
zu sein.
2
Der geschätzte
Schaden,
der
2015
für deutsche Institutionen
entstand, beläuft sich auf
7,3 Milliarden €.
Dieser Baustein liefert Verantwortlichen einer Institution eine
Hilfe-
stellung
für die
strukturierte Vorgehensweise
zur Erreichung eines
angemessenen Produkt- und Know-how-Schutzes
und zeigt die
wesentlichen Grundsätze
für das Etablieren eines
angemessenen
Management- und Regelsystems
für diesen Bereich auf.
Inhalt und Zielsetzung
dieses Bausteins
2
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau: Studie Produktpiraterie 2016.
2
2
werden sollen.
Beschreibung
Zur
Sicherung
ihrer
Wettbewerbsvorteile
sollten Institutionen ihre
Produkte und Prozesse sowie
ihr
Wissen durch
den Einsatz moder-
ner
Produktschutztechnologien
und durch Maßnahmen zum
Know-how-Schutz
schützen.
Hierfür müssen zunächst
Ziele, Zweck,
Zielgruppen und Prozessintegration
bestimmt werden. Ein erklär-
tes Institutionsziel sollte es sein,
Strategien
zu
entwickeln, die
die
Gefährdung durch Produktpiraterie eliminieren oder
zumindest so
weit wie möglich
reduzieren.
Dies erfordert
koordinierte technische
und organisatorische Maßnahmen auf allen Ebenen des Produkt-
lebenszyklus
und über alle Abteilungen und Prozesse der Institution
hinweg. Die Maßnahmen können in
präventive und reaktive
unter-
teilt werden. Präventive Schutzmaßnahmen setzen vor Eintritt eines
Schadenfalls ein, reaktive Maßnahmen, wenn Plagiate
3
bereits auf
dem Markt sind und die damit einhergehenden Verluste minimiert
Ansatzpunkte für Produktpiraterie
sind einerseits die fertigen Pro-
dukte des Originalherstellers, die z. B. mittels
Reverse Engineering
analysiert werden können. Andererseits werden zur Erlangung von
Wissen über bereits auf dem Markt sowie noch in der Entwicklung
befindliche Produkte
frei zugängliche oder auf illegale Weise erlang-
te Informationen
genutzt. Hierzu gehören u. a. das
Abwerben von
Mitarbeitern
sowie Industriespionage. Durch die
vielfältigen Bezie-
hungen zwischen Institutionen,
die heutzutage in
komplexe Wert-
schöpfungsnetzwerke
eingebunden sind, werden in unterschiedlicher
3
Ein Glossar mit relevanten Begriffen findet sich zum Beispiel im VDMA-Leitfaden (vgl. VDMA 2016).
3
2. Beschreibung
Intensität
Informationen und Wissen ausgetauscht,
unter Umstän-
den auch
Firmengeheimnisse.
Ein Beispiel hierfür ist der
Informa-
tionsaustausch über Produkteigenschaften und -spezifikationen
entlang der Lieferkette
mit
Lieferanten, Logistikdienstleistern und
Kunden,
meist auch unter Beteiligung von OEMs (Original Equip-
ment Manufacturer). Es entstehen somit diverse Gelegenheiten zum
vorsätzlichen oder fahrlässigen Verlust von Betriebsgeheimnissen, die
sowohl durch den Faktor Mensch als auch durch Unzulänglichkeiten
auf der organisatorischen oder technischen Ebene verursacht werden.
Unentbehrlich
für die Institution ist in diesem Zusammenhang der
technische Plagiatschutz.
Um
bei Rechtsstreitigkeiten Originalpro-
dukte von Fälschungen unterscheiden und Produkte eindeutig
der
eigenen Produktion
zuordnen
zu
können,
sind die
folgenden Instru-
mente
unabdingbar
4
:
Produktkennzeichnungen
Herstellernachweise
Detektion/Authentifizierung (zur automatisierten Erfassung
und Prüfung von Produktkennzeichnungen)
Tracking- und Tracingsysteme (zur Überwachung und Über-
prüfung der Sendungen/Lieferungen in der Logistikkette)
embedded Security (Informationssicherheit für eingebettete
Systeme
5
durch Vermeidung unbefugter Manipulationen bei
der Beschaffung, Übertragung, Bearbeitung und Speicherung
von Informationen)
technischer Know-how-Schutz
Instrumente des technischen
Plagiatschutzes
Der
technische Schutz – Kennzeichnungen durch Hologramme,
RFID, Mikroschriften
u. ä. – kann zwar helfen zu klären, ob es sich
um ein Originalprodukt handelt, Plagiate aber nicht verhindern. Um
Plagiate zu verhindern, sollte der Schutz entlang der gesamten Kun-
den- und Händlerwertschöpfungskette lückenlos überprüft werden.
Ausgangspunkt für Produktpiraterie ist Wissen über Produkte,
Herstellverfahren und Absatzmärkte.
Deshalb sollten Institutionen
den
Produktschutz mit
einem
präventiven Know-how-Schutz
verbinden.
Zu diesem gehören
folgende Maßnahmenbereiche:
4
5
personelle
Maßnahmen
organisatorische
Maßnahmen
Vgl. VDMA 2016: Studie Produktpiraterie 2016.
Systeme zur Informationsverarbeitung, die in ein technisches System eingebunden sind.
4
Zgłoś jeśli naruszono regulamin